Deckenfresko auf der Nonnenempore
Das letzte Kunstwerk dieser Kirche, mit dem ich diese Führung beenden möchte, zeigt die Dominikanerinnen als Marienverehrerinnen. Es befindet sich auf dem Nonnenchor und kann von ihnen jetzt leider nicht gesehen werden. Doch nach der Führung geben wir ihnen die Möglichkeit, auf den Nonnenchor zu steigen und sich das schöne Gemälde aus der Nähe zu betrachten.
Wie alle anderen Fresken, so stammt auch dieses von Gottfried Bernhard Göz und wurde im Jahre 1748 von ihm vollendet.
Das ovale Gemälde ist, wie alle anderen Deckenbilder, von einem wunderschönen Rokokostuck umrahmt, ein stilisierter Spiegel. Es ist ein fröhlich anmutendes, heiteres und bewegtes Bild. Das Thema ist ganz passend zum Ort, den es schmückt gestaltet – es ziert den Nonnenchor des Klosters, wo sich die Schwestern mindestens vier bis fünf Stunden am Tag aufhalten. Es zeigt, abgesehen vom Jesuskind, einzig Frauen und strahlt eine starke, beschwingte Weiblichkeit aus.
Im unteren Drittel des Bildes stehen siebzehn singende Dominikanerinnen mit fröhlichen, verzückten oder frommen Gesichtern - erkennbar an ihren weißen Ordenskleidern. Den Hintergrund für diese Szene bildet eine Barockkirche, die bis zum oberen Drittel des Bildes reicht. Eine der Nonnen hält ein großes Liedblatt in der Hand auf dem das Salve Regina mit den ersten Notenzeilen deutlich erkennbar ist.
Es handelt sich hierbei um die feierliche Fassung dieses Marienliedes, die nur an Hochfesten gesungen wird. Den Text dieses Liedes soll übrigens Herrmann der Lahme, der aus Altshausen stammt, als Benediktinermönch der Reichenau geschrieben haben. Das Salve Regina wurde bis zum Konzil in allen Mönchs- und Nonnenklöster am Ende der Vesper und zum Abschluß der Komplet gesungen. Heute singen wir es nur noch am Ende der Komplet, der letzten Gebetszeit des Tages. Anschließend besprengt der/die Obere der Klostergemeinschaft jeden einzelnen Mönch bzw. jede einzelne Nonne mit Weihwasser.
Dieser Brauch ist auf dem Gemälde ebenfalls festgehalten. Und zwar befinden sich am unteren Rand des Bildes zwei Engel, von denen der eine den Weihwasserkessel hält, während der andere lustig mit dem großen Aspergil das Weihwasser herumspritzt. Eben dieser hat sich auch als Nonne verkleidet; er hat über seinen Kopf ein blaues Tuch gezogen, so daß es ausschaut, als trage er den Schleier der Dominikanerinnen.
Wem gilt dieser abendliche Lobpreis, den die Nonnen hier singen? Der himmlischen Königin und Schutzherrin des Klosters. Über der barocken Kirche öffnet sich der Himmel und zeigt die thronende Gottesmutter umgeben von vielen Putten, in großer Schönheit und in herrlichem Schmuck. Wie im Langhausfresko trägt sie ein weißes Kleid mit blauem Umhang, was sie als Gottesgebärerin und Jungfrau auszeichnet. Auch die Mondsichel zu ihren Füßen fehlt nicht (hier in der Form des absteigenden Mondes, normalerweise ist sie in Form des aufsteigenden Mondes gezeichnet). Ihr Haupt schmückt wiederum ein Sternenkranz und zwar kein einreihig angelegter – wie es meist zu sehen ist – sondern ein doppelreihiger. Auf dem Kopf trägt sie ein kostbares Diadem mit Perlenketten. Ein Engel zu ihrer Rechten kommt ihr mit einer schönen goldenen Krone auf einem Kissen entgegen. Eine der Putten zeigt mit ausgestrecktem Finger, daß diese Kostbarkeit für Maria bestimmt ist. Mit ihrem rechten Arm umfängt die Jungfrau das Jesuskind, das ihr Zepter in Händen hält, als wolle es damit spielen. Doch wahrscheinlich hat diese unscheinbare Geste einen tieferen Sinn: Denn aller Lobpreis, den die Schwestern siebenmal am Tag in ihrem Chorgesang darbringen gebührt letztlich dem Sohn Mariens, Jesus Christus. Die Nonnen vereinen sich in ihrem Lobgesang mit Maria und gehen nach ihrem Vorbild und unter ihrem Schutz den Weg der Nachfolge Christi.
Text: Sr.Kornelia Kreidler OSB, Priorin