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Heilige Familie / Der heilige Wandel 


Der heilige Wandel

Eine ganz seltene Darstellung mit der Gottesmutter haben wir als Pendant zur Pietà an der Außenwand der Kirche. Diese Plastik wird ebenfalls Johann Felizian Hegenauer (um 1750 geschnitzt) zugeschrieben; man nennt sie auch „Der heilige Wandel“. Diese Art der Darstellung der Heiligen Familie war im 17./18. Jh. als Andachtsbild vor allem im häuslichen Milieu bekannt. Aus diesem Grunde findet man sie auch kaum in Kirchen (Kloster war eher wie Familie). In Zusammenhang mit dieser Darstellung ist der Stoßseufzer: Jesus – Maria und Josef entstanden; vor ihr wurde auch in der Toedesstunde gebetet.

Maria und ihre Familie werden hier bei der Wallfahrt zum Tempel nach Jerusalem anläßlich des Pessachfestes dargestellt. Im Lukasevangelium lesen wir: „Und seine Eltern pilgerten jedes Jahr nach Jerusalem zum Paschafest. Auch als er zwölf Jahre alt war, zogen sie nach dem Festbrauch hinauf.“ (LK, 2,41-43). Sie schreiten sichtbar aus, was Lebendigkeit und Dynamik in das Kunstwerk bringt. Maria und Josef reichen ihrem Kind die Hand; Jesus streckt seine Arme den Eltern entgegen, ergreift deren Hände aber nicht. Denn sein wahrer Vater, an den er sich hält, ist im Himmel. So ist sein Blick denn auch nach oben gerichtet, er scheint ganz dort zu sein, was seines Vaters ist – wie es in der Bibel heißt. Er braucht nicht auf den Weg zu achten, weil er von seinen irdischen Eltern von links und rechts geborgen, begleitet und gehalten wird; er kann sich getrost höheren Dingen zuwenden. Seine Eltern schauen mit in sich gekehrtem, gesammeltem Blick zur Erde, in Gedanken ganz ihrem außergewöhnlichen Sohn zugewandt. In der Hand halten sie jeweils einen Wanderstab, wobei der von Maria am oberen Ende eine stilisierte Lilienblüte aufweist – Zeichen der Reinheit und Jungfräulichkeit.

So, wie die heilige Familie gemeinsam in Bewegung ist und auf Gott, den sie im Tempel von Jerusalem verehrt, zuschreitet, so sollten zu ihrer Zeit auch die dominikanischen Ordensfrauen – und heute alle anderen Betrachter – daran erinnert und ermutigt werden, auf ihrem Lebens- und Glaubensweg voranzuschreiten. Der Aspekt der Gemeinsamkeit ist dabei sehr von Bedeutung, denn den christlichen Glauben kann niemand alleine leben, wir brauchen unsere Mitmenschen, um einmal bei Gott anzukommen. Das lebte Maria vor.

Text: Sr.Kornelia Kreidler OSB, Priorin

 
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