Seitenaltarbild – Rosa v. Lima
Wir kommen zu einem weiteren Gemälde von Mathae Zehender, zum rechten Seitenaltarbild (1681 auf Leinwand gemalt). Die rechte Bildhälfte zeigt wieder Maria - mit blauem Umhang und rotem Gewand, das segnende Jesuskind auf ihrem Arm – die Ähnlichkeit zum Hochaltarbild ist ganz offensichtlich. Selbst die Gesichtszüge sind die gleichen; sie sind sehr mädchenhaft, anmutig und schön. Auf der linken Seite sehen wir eine junge Frau im Ordenskleid der Dominikanerinnen; es handelt sich um Rosa von Lima. Sie wurde 1586 in Lima geboren; ihre Familie stammt aus Spanien und lebte mit zwölf Personen in armseligen Verhältnissen. Isabella (so hieß sie mit Taufnamen) litt unter den Greueltaten, die ihre Landsleute in Peru an der Urbevölkerung anrichteten, und sie nahm deshalb ein übermäßig strenges Büßerleben auf sich, um einen Teil dieser Schuld wieder gut zu machen. Sie fastete streng, arbeitete zehn Stunden pro Tag als Näherin und Stickerin, um zum Lebensunterhalt der großen Familie beizutragen. Im Garten ihrer Eltern baute sie sich eine Laube, wo sie bis zu zwölf Stunden täglich betete. Ihre Schauungen und mystische Begnadungen verbarg sie so gut es ging vor anderen Menschen, nur Priestern gegenüber offenbarte sie sich. Diese forderte sie auf, sich für die unterdrückte Urbevölkerung einzusetzen. Mit zwanzig Jahren trat Rosa in den Terziarorden der Dominikanerinnen ein und gründete in Lima das erste Schwesternkloster.
Mit einundreißig Jahren starb sie an den Folgen ihres strengen Büßerlebens; 1671 wurde sie heilig gesprochen und wird inzwischen weltweit verehrt.
Rosa von Lima wird meist mit Rosen dargestellt – so auch auf diesem Gemälde. Es heißt in ihrer Lebensbeschreibung, daß ihre Hütte im Garten, wo sie eine Art Einsiedlerleben führte, mit Rosen bewachsen gewesen sei, die sie liebevoll pflegte. Hier sehen wir, wie Rosa von Lima von der Gottesmutter mit einem Kranz aus Rosen gekrönt wird, wohl als Auszeichnung und Anerkennung für ihr jungfräuliches Leben als Büßerin und Mystikerin. Das Jesuskind auf dem Arm Mariens erteilt ihr seinen Segen. Der Hintergrund des Bildes erscheint sehr bedrohlich, er zeigt eine Gewitterstimmung; das ist ein Zeichen für die damalige Zeit, in der die vom Goldrausch besessenen spanischen Eroberer die Ureinwohner von Peru abschlachteten und ausbeuteten. Hoffnung und Rettung kommt von Maria, ihr Haupt strahlt wie die Sonne helles Licht aus, auch Rosa von Lima ist mit einem kleinen Lichtschein bekränzt.
Die Dominikanerinnen von Habsthal sollten durch dieses Bild wohl zu einer doppelten Heiligenverehrung angeregt werden: zu jener ihrer Ordensheiligen Rosa v. Lima und – entsprechend deren Vorbild – zur Verehrung der heiligen Jungfrau Maria.
Text: Sr.Kornelia Kreidler OSB, Priorin